Die Anatomie der Beschleunigung.
Einmal tief Luft holen. Das Gaspedal durchtreten. Fest in den Sitz gepresst. Ein Kribbeln in der Magengegend. Oder kurz: Beschleunigung aus dem Stand von 0 auf 100 km/h. In 3,4 Sekunden. In einer Luxuslimousine. In einem Sportwagen mit 4 Sitzen. Im neuen Panamera Turbo S E-Hybrid. Ein Moment - intensiv, technisch anspruchsvoll und so schnell vorbei. Ein Moment, der nicht nur den Adrenalinspiegel des Fahrers in die Höhe treibt. Jedes Bauteil, alle Fahrzeugfunktionen des Hochleistungs-Hybrids laufen in diesem Augenblick zu Höchstform auf. Wir enthüllen, was sich vom Fahrersitz aus nur erahnen lässt.
Ein Rollfeld bei Nacht. Der neue Panamera Turbo S E-Hybrid. Der stärkste Panamera aller Zeiten. Mehr braucht es nicht für die Darbietung großer Ingenieurskunst. Eine Darbietung, die vor allem im Fahrzeuginneren abläuft. Innerhalb kürzester Zeit. Beachtlich für eine Limousine. Und für die menschliche Wahrnehmung kaum nachvollziehbar. Der Schlüssel wird gedreht und der neue Panamera Turbo S E-Hybrid startet im E-Power Modus. Verheißungsvolle Stille. Innerhalb eines Sekundenbruchteils kommunizieren die verschiedenen Steuergeräte miteinander und prüfen gegenseitig die Funktions- und Fahrbereitschaft ab. "Ready" leuchtet grün in der Anzeige des Kombiinstruments. Alles startbereit.
Jetzt wird der Mode-Schalter auf SPORT PLUS gestellt. Mit dem Drehen springt der 4,0-Liter-V8-Biturbo-Motor an und macht sich durch ein tiefes Raunen bemerkbar.
Nur im SPORT PLUS Modus kann die Launch Control aktiviert werden. Eine Funktion, die für maximal mögliche Beschleunigung aus dem Stand sorgt. Einen echten Rennstart ermöglicht. Und zwar bei jedem Porsche mit Sport Chrono Paket. Einfach zu aktivieren und mehrfach pro Tag reproduzierbar. Das wird in der Entwicklung wieder und wieder abgeprüft. Der linke Fuß drückt auf die Bremse. Über den Bremskraftverstärker liegen im System dadurch etwa 20 bis 30 bar Druck an. Das entspricht einem gewöhnlichen Bremsen. Der Einsatz des linken Fußes allerdings, lässt bereits Außergewöhnliches vermuten. Und jetzt wird es spannend: Noch während der linke Fuß auf der Bremse steht, wird mit dem rechten Fuß das Gaspedal durchgetreten. 100 Prozent. Vollgas. Durch dieses Zusammenwirken erkennen alle Systeme binnen Millisekunden, dass die Launch Control zu aktivieren ist. Dass jetzt ein Rennstart folgen soll. Und sie bereiten sich vor.
Der V8-Biturbo-Motor rüstet sich seine maximale Leistung bereitzustellen. Dreht auf 5.000 Umdrehungen hoch und fängt an zu beben. Alle Kraft in Bereitschaft. Ein wahres Kunststück, die hohe Drehzahl mit all seiner Energie im Stand konstant zu halten. Gleichzeitig spannt der Motor Ladedruck vor und presst ihn am Motoransaugkanal vorbei. Dadurch kann er direkt beim Losfahren den vollen Zylinderfüllgrad aufbringen, um innerhalb eines Sekundenbruchteils die volle Leistung zu liefern. Im selben Augenblick drückt das Getriebe die Kupplungsplatten schon mal etwas an. Beide Motoren - Elektromotor und Verbrenner - stellen der Kupplung Ihr Moment entgegen. So ist der Panamera Turbo S E-Hybrid bereit, mit dem Lösen der Bremse direkt loszuschießen. Schneller als die Erdbeschleunigung.
Aber noch steht der Sportwagen. Linker Fuß auf der Bremse. Das Lenkrad mit beiden Händen fest umgriffen. Das Fahrwerk schaltet auf hart. Die 14-kWh-Lithium-Ionen-Batterie macht sich bereit, den vollen Strom zu stellen. Die Kühlsysteme machen sich bereit, die volle Kühlleistung zu stellen.
Die Hang-On Kupplung des Allradantriebs sowie die elektronisch geregelte Hinterachs-Quersperre des PorscheTorque Vectoring Plus stellen sich auf maximale Belastung ein. Sichern so die optimale Traktion an allen vier Rädern um die Kraft beider Antriebe perfekt auf der Straße abzusetzen.
"Launch Control aktiv". Nicht einmal eine Sekunde ist vergangen, seitdem anfangs das Gaspedal durchgetreten wurde, um die Launch Control zu aktivieren und alle Systeme in Bereitschaft zu versetzen. Raunend steht der Panamera Turbo S E-Hybrid auf dem Rollfeld. Vor ihm die Gerade. Der Verbrennungsmotor kreist bei 5.000 Umdrehungen pro Minute. Genau wie der Elektromotor. Alle Systeme bereit. Dann wird die Bremse gelöst.
Die elektrische Maschine stellt sofort das volle Moment, treibt das Fahrzeug nach vorn. Überbrückt so die Zeit, die der Turbomotor benötigt, um auf das volle Moment hochzufahren. Weniger als 200 Millisekunden. Beide stellen sich gegen die Kupplung. Bemüht, all ihre Kraft auf den Antriebsstrang zu übertragen und über die Räder auf die Straße zu bringen. Die Kupplung versucht, die beiden Motoren hinunter zu drücken. Damit die Räder beim Anfahren nicht durchdrehen, regelt die Kupplung das Moment, um den idealen Radschlupf einzustellen.
15 bis 20 Prozent Radschlupf sollen erreicht werden, denn da ist das Traktionsvermögen der Reifen am besten. Nicht einfach zu schaffen: Das 8-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK), das Porsche Stability Management, Porsche Active Suspension Management und Porsche Torque Vectoring müssen gemeinsam - in ständiger Abstimmung - den Anfahrvorgang einregeln. In der Launch Control passen sich Systeme und Fahrzeug der Straße an. Erkennen den Charakter des Asphalts. Spüren den Grip. Und stimmen sich darauf ab. Das ist die wirklich große Ingenieurskunst der Launch Control, die hierbei in wenigen Hundertstelsekunden abläuft.
Elektro- und Verbrennungsmotor entladen nun vollends ihre vereinte Kraft. Gemeinsames Drehmoment von 850 Newtonmetern. 680 Pferdestärken. Schiere Power. Im ersten Gang geht es steil in Richtung Drehzahlbegrenzer. Hoch auf 6.800 Umdrehungen.
Jetzt geht es in den zweiten Gang. Das neue 8-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) sorgt für die richtige Dynamik. Während die Kupplung des ersten Gangs geschlossen ist, die Nadel des Drehzahlmessers unentwegt in Richtung Begrenzungsbereich klettert, ist der zweite Gang auf der zweiten Kupplung schon eingelegt. Es gibt eine Überschneidung: Der Druck, der an der ersten Kupplungsplatte abnimmt, geht uneingeschränkt auf die zweite Kupplungsplatte über. Wie bei einem Staffellauf.
Währenddessen sprintet das Fahrzeug immer weiter. Unaufhaltsam Richtung 6.800 Umdrehungen. Der Motor aber ignoriert den Begrenzungsbereich, vertraut dem Getriebe. Lässt das volle Moment stehen, was er normalerweise nicht tun würde. Er weiß, dass das Getriebe ihn in der Launch Control auf die Zieldrehzahl des zweiten Ganges von 5.000 Umdrehungen herunterzieht. Saugt Luft an. Stößt Luft aus. Der Elektromotor stellt ebenfalls das volle Moment. Die Kupplung stellt sich mit aller Kraft dagegen. Und schafft es, sich zu schließen. 400 Millisekunden - und die Drehzahl geht nach unten. Das Ergebnis: Keine Zugkraftunterbrechung. Kein Geschwindigkeitsverlust. Im Gegenteil, das Fahrzeug erhält zusätzlich nochmal 0,5 g Schub nach vorn.
Verbrennungsmotor und E-Maschine arbeiten beide zu jedem Zeitpunkt auf Hochtouren. Wollen das optimale Moment stellen. Dabei spielen sie perfekt zusammen. Mal fällt die Arbeit des Verbrennungsmotors mehr ins Gewicht, mal die der elektrischen Maschine. Während des gesamten Beschleunigungsvorgangs stellen beide die volle Leistung. Immer. Auch während der Schaltung. Durch das PDK auf optimale Performance getrimmt.
Der Tachometer steht bei 85 km/h. Dann wieder eine Schaltüberhöhung beim Wechsel in den dritten Gang. Unmittelbar vor dem Drehzahlbegrenzer. Haarscharf an den 6.800 Umdrehungen. Das treibt den Panamera Turbo S E-Hybrid ein weiteres Mal nach vorn. Vollendet wird die Schaltung noch vor dem Moment, in dem die 100 km/h überschritten werden. 52 Meter nach dem Start.
Ein toller Moment. Und weil das vielleicht ein wenig zu schnell ging, hier noch einmal die wichtigsten Eigenschaften unseres Protagonisten im Überblick:
Maximale Systemleistung: 500 kW (680 PS)
4,0-Liter-V8-Biturbo-Motor: 404 kW (550 PS)
Elektrische Maschine: 100 kW (136 PS)
Von 0 auf 100 km/h: 3,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h